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Schwangerschafts - Zuckerkrankheit
(Gestationsdiabetes)

   
Begriffsbestimmung und Häufigkeit
Weshalb Schwangerschafts - Zuckerkrankheit?
Risikofaktoren
Folgen für die Mutter - für das Ungeborene/Baby
Zuckerbelastungstest
Diät - Insulintherapie
Maßnahmen im Rahmen der Geburtshilfe
Foto: Beate Panosch
 


Begriff
sbestimmung und Häufigkeit

Unter Schwangerschafts-Zuckerkrankheit (SS-Diabetes) versteht man eine Form der Zuckerkrankheit, die während einer Schwangerschaft entweder erstmals auftritt oder erstmals diagnostiziert wird, und meist nach der Geburt wieder verschwindet. 
In Europa rechnet man mit einer Häufigkeit von 3-5%, d.h. in Österreich sind ca. 3500 Mütter mit ihren ungeborenen Kindern gefährdet. Damit zählt die SS-Zuckerkrankheit zu den meisten SS-bedingten Erkrankungen. Ein SS-Diabetes führt normalerweise zu keinen Beschwerden und ist daher nur durch einen generellen Suchtest (screeening) zu entdecken.


Weshalb kann man einen SS-Diabetes bekommen?

Insulin, ein Hormon der Bauchspeicheldrüse, fördert die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Körperzellen und senkt damit den Blutzuckerspiegel. Wird zu wenig Insulin produziert entsteht der Diabetes mellitus. Durch den Einfluss der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Insulin an. Wird der erhöhte Bedarf an Insulin von einer schwangeren Frau nicht durch eine erhöhte Insulinfreisetzung in der Bauchspeicheldrüse ausgeglichen, entwickelt sich ein SS-Diabetes und das Ungeborene versucht mit seiner Bauchspeicheldrüse den erhöhten Insulinbedarf der Mutter auszugleichen. Nach der Geburt verschwindet normalerweise diese Form der Zuckerkrankheit wieder, da naturgemäß wieder weniger Insulin benötigt wird.zum Seitenanfang

Risikofaktoren für die werdende Mutter

Aufzaehlung Mütterliches Alter über 30 Jahre
Aufzaehlung Typ II Diabetes (= Altersdiabetes) in der Familie (Eltern, Geschwister, Großeltern)
Aufzaehlung Übergewicht der Mutter (BMI >27 kg/m² vor der Schwangerschaft) [Bestimmen Sie Ihren BMI!] 
Aufzaehlung Bluthochdruck (>140/90 mm Hg)
Aufzaehlung Schwangerschaftsdiabetes während einer früheren Schwangerschaft
Aufzaehlung Kinder mit einem Geburtsgewicht von über 4500 g aus früheren Geburten
Aufzaehlung Fehlbildungen bei Neugeborenen
Aufzaehlung Mehr als drei Fehlgeburten hintereinander
Aufzaehlung Frühgeburten oder geburtsnaher Kindstod unbekannter Ursache bei früheren Schwangerschaften
Aufzaehlung Zucker im Harn
Aufzaehlung Erhöhter Nüchternblutzucker und gestörte Glukosetoleranz (>100 mg/dl) vor der Schwangerschaft

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Folgen für die Mutter

Aufzaehlung Risiko Erhöhtes Risiko
Aufzaehlung für einen SS-Bluthochdruck und Präeklampsie
Aufzaehlung für Infektionen in der SS: Harnwegsinfektionen, Scheidenpilze
Aufzaehlung für eine Kaiserschnittentbindung
Aufzaehlung für die Entwicklung eines Typ II Diabetes innerhalb der nächsten 5 Jahre (in 50% der Fälle)

Folgen für das Ungeborene und für das Baby nach der Geburt

Beim Kind kommt es zu vielen Auffälligkeiten, die ohne Bluttest, Fruchtwasser- oder Ultraschalluntersuchungen nicht entdeckt werden.

Aufzaehlung Risiko Nach der Geburt finden sich folgende Symptome und Erkrankungen:
Aufzaehlung diabetische Fetopathie (Hypoglykämie = kindlicher Unterzucker: nach der Abnabelung zu 
    niedrige Blutzuckerwerte durch zu hohe Insulinproduktion des Ungeborenen): Lungenreifungsstörungen mit Atemnotsyndrom, chronischer Sauerstoffmangel, zu viele rote Blutkörperchen, ein zu hohes Geburtsgewicht (>4000 g = Makrosomie) mit der Gefahr von geburtsbedingten Verletzungen, Störungen im Blutsalzhaushalt des Babys, Hypokalzämie mit Tetanie (zu niedriger Kalziumspiegel mit Muskelkrämpfen)
Aufzaehlung zu hoher Bilirubinwert im Blut (Gelbsucht) und Blutbildung außerhalb des Knochenmarks
Aufzaehlung Cardiomyopathie (zu großes und damit zu wenig leistungsfähiges Herz)
Aufzaehlung erhöhtes Risiko für den Tod des Kindes im Mutterleib
Aufzaehlung erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Übergewicht, Stoffwechselstörungen und Diabetes
  mellitus im späteren Leben des Kindes.


Rechtzeitige Diagnose durch ORALEN GLUKOSE-TOLERANZTEST (o-GTT)

Mit einem normalen Streifentest (Zuckernachweis im Harn) und durch die Bestimmung des Nüchternblutzuckerwertes (Blutabnahme) bleiben die meisten Erkrankungen unerkannt.

Aus diesem Grund wird heute Achtung! bei JEDER SCHWANGEREN FRAU (außer bei bereits bekanntem Diabetes mellitus oder Gestationsdiabetes) zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Zuckerbelastungstest empfohlen. Bei Hochrisikopatientinnen (siehe Risikofaktoren) bereits im ersten SS-Drittel.

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Wie wird der Zuckerbelastungstest durchgeführt? 

Sie sollten mindestens acht Stunden vor dem Test nichts essen und - außer Wasser - nichts trinken. Kommen Sie daher am besten morgens nüchtern in meine Ordination. Es wird zunächst ein Nüchternblutzucker aus der Fingerbeere bestimmt. Anschließend bekommen Sie 75 g einer Zuckerlösung zu trinken (innerhalb von fünf Minuten). In der Folge wird eine und zwei Stunden später jeweils wieder aus der Fingerbeere der Blutzucker bestimmt. Nehmen Sie sich also zwei Stunden Zeit in welcher Sie im Wartezimmer warten müssen (kein zusätzlicher Energieverbrauch durch körperliche Aktivität). Bei grenzwertigem Ergebnis sollte der Test nach drei bis vier Wochen wiederholt werden.

Zuckergrenzwerte:
[venöses Plasma] 
Zuckergrenzwerte   ein Nüchternblutzucker von 92 mg/dl und mehr, 
nach einer Stunde ein Blutzuckerwert von 180 mg/dl und mehr, 
nach zwei Stunden ein Blutzuckerwert von 153 mg/dl und mehr.


Was ist zu tun, falls der Test positiv ist? 

Nach Diagnosestellung eines SS-Diabetes bei der Mutter muss der Blutzucker, durch eine Ernährungsumstellung, regelmäßige, risikolose körperliche Betätigung (Schwimmen, Gehen, Treppensteigen,...) oder bei Bedarf durch Insulingaben, peinlichst genau eingestellt werden.

Ziel: Zuckerzielwerte ein Nüchternblutzucker unter 90 mg/dl, 
Blutzuckerwert eine Stunde nach einer Mahlzeit unter 140 mg/dl, 
Blutzuckerwert zwei Stunden nach einer Mahlzeit unter 120 mg/dl, 
ein HbA1c < 6.5 und keine Ketonkörper im Harn der Mutter.

Sie sollten eine Diät einhalten. Diese muss arm an Fett und reich an komplexen Kohlenhydraten sein (Kartoffeln, Reis, Pasta). Sie bekommen von mir einen Diätplan mit. Weiteres sollten die drei Hauptmahlzeiten auf fünf bis sechs kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt werden, um eine größere Belastung des Zuckerstoffwechsels zu vermeiden.

Insulintherapie

Wenn die Diät nicht ausreicht, 
ist zusätzlich eine Insulintherapie als derzeit einzige Möglichkeit notwendig.

Blutzuckersenkende Tabletten (orale Antidiabetika) sind in den meisten europäischen Ländern während der Schwangerschaft nicht empfohlen, da derzeit noch nicht ausreichende Daten zur Anwendung und Sicherheit vorliegen.

Die Insulinzufuhr ist notwendig, um eine gesteigerte Insulinproduktion des Kindes zu verhindern und damit die Unterzuckerung des Kindes nach der Geburt zu verhindern.

Sie müssen lernen, Ihren Blutzuckerspiegel 4x pro Tag selbst zu messen. Die richtige Einstellung ist Aufgabe eines Diabetologen. Bis zur Geburt erfolgen die Kontrollen im Abstand von 2-3 Wochen, wenn nötig sogar wöchentlich, da der Insulinbedarf bis zur Geburt ansteigt. Mit Einsetzen der Wehen normalisiert sich der Blutzuckerspiegel meist wieder und eine weitere Insulingabe ist nach der Entbindung nur in seltensten Fällen nötig.

Messung des Blutzuckers

 

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Als Geburtshelfer überprüfe ich engmaschig (ein bis drei-wöchentlich) das kindliche Wachstum, die Fruchtwassermenge und die Herzaktion des Ungeborenen. Bei Zeichen einer beginnend kindlichen Mangelversorgung, von kindlichem Stress oder zu rascher Gewichtszunahme des Babys muss gemeinsam entschieden werden, die Schwangerschaft zu beenden (Geburtseinleitung) oder einen Kaiserschnitt durchzuführen.

Nach der Geburt wird das Kind wie ein unreifes Frühgeborenes überwacht (Sauerstoffzelt, stündliche Blutzuckerkontrollen usw.). 

Wenn die Schwangerschaft vorbei ist, sollten Sie darauf achten, dass Sie ein erhöhtes Diabetesrisiko haben. Nach der Geburt und 8 bis 12 Wochen später muss wieder ein 2-stündiger Zuckerbelastungstest durchgeführt werden. Sind die Werte bei dieser Untersuchung in Ordnung, dann reichen Kontrollen in 2-jährigen Abständen.

Das Risiko, später einen Diabetes zu bekommen, können Sie senken, indem Sie:

Aufzaehlung das Normalgewicht halten und Übergewicht vermeiden
Aufzaehlung körperlich aktiv sind (z.B. regelmäßig Sport betreiben)
Aufzaehlung sich gesund ernähren.


Zusammenfassung 

Leichte Schädigungen des Zentralnervensystems des Kindes, durch eine Unterzuckerung nach der Geburt, können im späteren Leben zu Verhaltensstörungen und psychomotorischen Auffälligkeiten führen. Jedes dritte Kind einer Frau mit nicht erkanntem SS-Diabetes ist mit 30 Jahren selbst zuckerkrank und übergewichtig.

90% der Mütter selbst bekommen später einen Altersdiabetes (Typ II Diabetes). Bei 4% bleibt der Zuckerstoffwechsel leider sofort nach der Geburt gestört.

Durch diese einfache Maßnahme eines Zuckerbelastungstests zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche kann eine optimale Betreuung in der Schwangerschaft gewährleistet und viele neue Diabeteserkrankungen und Spätschäden verhindert werden.

 
 
Literatur:
Lehmann R, Brändle M (2001). Diagnostik und Management des Gestationsdiabetes. Schweiz Med Forum 16. Mai 2001; Nr. 20:526-31.
Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft der DDG 2001 - Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes (GDM)
Leipold H, Bancher-Todesca D (2002). Gestationsdiabetes - eine oft unerkannte Erkrankung in der Schwangerschaft. Speculum; 20. Jahrgang, 1/2002.
Greene MF, Solomon CG (2005). Gestational Diabetes Mellitus - Time to Treat. New England Journal of Medicine June 16, 2005; 352(24).
Rosenberg TJ, Garbers S, Lipkind H, Chiasson MA (2005). Maternal obesity and diabetes as risk factors for adverse pregnancy outcomes: differences among 4 racial/ethnic groups. Am J Public Health. 2005 Sep;95(9):1545-51. 
Österreichische Diabetes Gesellschaft (2009). Diabetes Leitlinien für die Praxis. Überarbeitete und erweiterte Fassung 2009. Beilage zur Wiener Klinischen Wochenschrift. 2009;121, Heft 21-22.
 
 
Letzte Aktualisierung/Revision: 19.12.2009
 
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